Für mich ist der Jahreswechsel dieses Jahr besonders und deutlich anders als sonst.
Mein Vater hat kurz nach Nikolaus beim Autofahren das Bewusstsein verloren als er Linus zum Turnen bringen wollte. Er wurde an der Unfallstelle reanimiert und später im Krankenhaus ins künstliche
Koma gelegt. Mein Dezember war daher wirklich durcheinander und die meiste Zeit durch Angst, Sorgen, Tränen und Hilflosigkeit gekennzeichnet.
Wir hatten unfassbar viel Glück im Unglück, dass keinem anderen Menschen etwas passiert ist und dass es zu keinem 'richtigen' Unfall gekommen ist. Alle anderen Autos sind stehen geblieben als mein Vater mit Schrittgeschwindigkeit über die rote Ampel gerollt ist (Automatikautos rollen los, sobald die Bremse gelöst ist) und einige Menschen haben direkt geholfen.
Sowohl die Sanitäter als auch die Polizei waren sehr freundlich und haben sich sehr mitfühlend um uns gekümmert als wir an der Unfallstelle ankamen, auch ein Seelsorger für Linus wurde direkt angefordert.
Für die Sanitäter habe ich daher als Dankeschön eine große Kiste mit Süßigkeiten gepackt und in der Wache vorbei gebracht. Sie haben sich sehr gefreut, wie auch die Polizei ...
Für die Polizisten habe ich eine Dose mit kleinen Schokoladentäfelchen besorgt und ebenfalls ein Danke aufgeklebt. Der Polizist war so gerührt, dass er mich einmal fest umarmt hat mit den Worten 'Normalerweise machen wir das ja nicht aber das ist so süß von Ihnen, da muss ich Sie mal drücken'. Das tat auch mir richtig gut.
In den ersten drei Wochen ging es mal besser und mal schlechter. Nachdem mein Vater das erste Mal aus dem Koma geholt wurde hatte er innere Blutungen, dann Fieber und Wassereinlagerungen und wurde wieder ins Koma gelegt. Aus diesem wacht er gerade wieder auf, er ist nun schon lange Strecken wach.
Ich habe ihm einen kleinen Ball gehäkelt, mit der nun 'spielen' kann. Meine Idee dabei ist, dass er einerseits die Feinmotorik der Finger trainiert und auch Spannungen und Streß abbauen kann
durch das Kneten. Meine Mutter hatte den Ball gestern das erste Mal mit im Krankenhaus und er konnte ihn schon halten. Ich bin selber immer wieder erstaunt über welche kleinen Dinge man sich
freuen kann. 'Er atmet nun schon den größten Teil des Tages selber' ist so etwas. Machst Du Dir oft Gedanken über das Atmen?
Das ändert sich, wenn Du die Worte 'Tubus' oder 'Luftröhrenschnitt' hörst ...
Mein Vater kann noch nicht sprechen, weil er den Beatmungsschlauch in der Luftröhre hat aber er möchte sich mitteilen. Ich habe daher eine Tafel mit dem Alphabet gemacht, damit er vielleicht damit Worte buchstabieren kann. Auf die Rückseite habe ich einige Worte geschrieben, die man vielleicht häufiger braucht und dann nicht jedes Mal neu buchstabieren muss. Krankengymnastik ist ja sowas ... da bleibt dann von den 45 Minuten Besuchszeit nicht mehr viel übrig :)
Für die Buchstaben habe ich die großen Buchstaben genommen, die es ja leider nicht mehr gibt aber die Karte, die ich mit einer Notiz noch angeheftet habe, die habe ich mit neuen Sachen gemacht.
Das Designerpapier ist aus dem Set Fröhliche Muster der Sale-A-Bration - das Papier ist so toll, ich bin ganz begeistert. Aus diesem Papier ist auch der gelbe Bogen hinter den Buchstaben.
Die Herzen kommen aus der Stanze Rustikaler Strauß.
Farblich ist es etwas 'gewagt' aber ich habe im Prinzip das genommen was gerade noch auf dem Tisch lag. Es soll ja nur eine kleine Notiz für meinen Vater sein, weil ich selber natürlich nicht mit ins Zimmer darf.
Und weil ich gerade noch diesen passenden Streifen des Papiers hatte, habe ich ihn auch einfach genommen. Als Post-It Ersatz geht das auch gut, oder?
Und ich wollte schnell fertig werden, damit meine Mutter die Tafel heute noch bekommen kann. So zeitnah habe ich selber einen Blogpost geschrieben, denn tatsächlich habe ich die Tafel heute an Silvester gemacht.
Ich wünsche Dir heute einen schönen Tag, komm gut rüber und wenn Du ein Däumchen übrig hast, kannst Du es ja mal kurz für uns drücken, ok?
Also, wir lesen, sehen, hören uns dann im neuen Jahr wieder - ich freue mich!
Alles Gute bis dahin und liebe Grüße
Petra
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Tamara Mohr (Samstag, 31 Dezember 2022 15:48)
Liebe Petra,
da waren ja etliche Schutzengel unterwegs, das da nicht noch Schlimmeres passiert ist und es ist schön zu lesen, dass so viele geholfen haben. Ich drücke für euch meine beiden Daumen und wünsche euch alles erdenklich Gute für das neue Jahr. Weiterhin viel Kraft in der schweren Zeit und deinem Papa gute Besserung und schnelle Genesung.
Bis dann im neuen Jahr liebe Grüße
Tamara
Ursel (Sonntag, 01 Januar 2023 17:30)
Hallo liebe Petra,
nach ungewissen Wochen endlich etwas Erleichterung und Aufatmen. Freue mich für Euch alle mit und wünsche für den weiteren Weg Kraft und immer wieder Hoffnung auf Besserung. Linus geht es hoffentlich auch gut?!
Auch Dir gebührt Anerkennung für deine Dankbarkeit gegenüber Polizei und Sanitätern, und die schönen Dinge, welche Du für deinen Papa gemacht hast.
Wünsche Gesundheit, Mut und Hoffnung für ein angenehmes Leben in 2023.
Herzliche Grüße v. Ursel
Karin (Sonntag, 01 Januar 2023 20:44)
Liebe Petra,
Ich wünsche Deinem Papa eine gute Besserung und ein gesundes neues Jahr Euch allen. Zum Glück waren viele Helfer zur Stelle und hoffentlich hat sich Linus gut von dem Schrecken erholt.
Liebe Grüße
Karin
Petra (Montag, 02 Januar 2023 09:08)
Vielen Dank für die guten Wünsche!
Ja, es ist für uns alle eine herausfordernde Zeit, die viel Kraft kostet. Aber solange wir hoffen können schaffen wir das auch.
Nicole G. (Montag, 02 Januar 2023 19:15)
Liebe Petra,
ich wünsche Euch allen ein gutes neues Jahr. Ich habe heute erst deinen Eintrag hier gelesen und drücke ganz fest die Daumen, dass es bald wieder besser wird.
LG
Nicole
Gabriele (Freitag, 06 Januar 2023 16:28)
Liebe Petra,
Ich wünsche Deinem Papa weiterhin gute Besserung, und euch allen viel Kraft. Ich drücke euch beide Daumen.
LG Gabriele
Dagmar Hüting (Montag, 09 Januar 2023 10:46)
Liebe Petra
Viel Kraft für euch alle, dass ihr deinen Vater wieder auf die Beine bekommt und das er alles gut überstehen wird. Manchmal kommt alles so schnell, ich kenne das zur genüge, wir haben schon sehr viele Freunde von uns in den letzten drei Jahren verloren, dass ist uns Silvester so richtig aufgefallen, weil wir hier nur noch alleine gesessen haben. Plötzlich ist keiner mehr da. Haltet den Kopf hoch, alles gute